Lebensfluss

Stellen Sie sich einmal einen Verkehrsstau auf der Autobahn vor. Ursache ist meist ein besonders hohes Verkehrsaufkommen und überhöhte Geschwindigkeit, bei denen Unfälle, Pannen usw. besonders häufig auftreten. Das hohe Verkehrsaufkommen entspricht dem Problem des Überflusses, dem Überangebot an energiereichen Nahrungsmitteln, Toxinen, Sinneseindrücken, Reizmomenten, Stress. Diese Faktoren führen anfangs zu einer Beschleunigung der Lebensvorgänge – jeder will schnell ans Ziel – , mittelfristig jedoch zu „Unfällen“, „Staus“ und schließlich zur Erstarrung im Fließgleichgewicht des Stoffwechsels – und der Autobahn. Der Stau blockiert neben der aktuell betroffenen Strasse auch andere Verkehrswege und verzögert die Versorgung der Städte, d.h. auch andere Organe können z.B. von einer Blockade in der Stoffwechselfunktion an einem bestimmten Ort des Körpers betroffen werden. Damit der Stau behoben werden kann, muss wieder ein Fluss entstehen. Polizei, Krankenwagen und Abschleppdienst werden aktiv, können ihre Aufgabe aber nur erfüllen, wenn sie zur kritischen Stelle durchkommen. Dementsprechend wird im Körper das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzt, indem Abwehrzellen und Antikörper auf Hochtouren zu arbeiten beginnen, um den Störfall zu beseitigen. Unser Körper besteht aus 30.000.000.000.000 (Trillionen) Zellen. In jeder Zelle laufen ständig unzählige chemische und physikalische Reaktionen ab. Es ist ein einzigartiges Wunder, wie diese unglaubliche Zellmenge synergetisch zusammenarbeitet und sich im gesunden Zustand in einem perfekten Fließgleichgewicht befindet. Leben bedeutet Ordnung Ein Grundgesetzt der Physik besagt, dass die Unordnung in einem in sich geschlossenen physikalischen System beständig zunimmt – ein Phänomen, das wir zu Hause beobachten können, wenn wir nur einige Tage keine Ordnung schaffen. Daher ist es außerordentlich bemerkenswert, dass jeder lebende Organismus diesem Naturgesetz trotzt. Denn während tote Materie – dem Naturgesetz entsprechend – immer dem Chaos zustrebt, ist es typisch für lebende Organismen, Ordnung zu schaffen. Sobald das Leben beendet ist, beginnt der Zerfall. Eine Abnahme des Ordnungsgrades ist immer ein Zeichen abnehmender Lebensfunktionen. Offensichtlich erzeugt ein im Körper wirkender Lebenskern ein faszinierendes dynamisches System, welches entgegen den Tendenzen der Umwelt eine komplexe Lebensordnung aufrecht erhält. In traditionellen Medizinsystemen wie der chinesischen (TCM) oder indischen (Ayurveda) geht man davon aus, dass diese unvorstellbare Koordinationsleistung durch eine im ganzen Körper gegenwärtige Lebenskraft (Chi / Qi oder Prana / Ojas) vollbracht wird. Auch im Westen gab und gibt es ähnliche Konzepte in der traditionellen Heilkunde. Als die Quelle dieser Lebenskraft beschreiben die alten Heilwissenschaften die Seele, das Bewusstsein oder das Selbst – wie auch immer man es bezeichnen möchte. Erst das moderne mechanistische Weltbild der Medizin meinte, auf solche Vorstellungen verzichten zu können. Dies hat mit dazu geführt, dass man sich auf krankhafte (pathologische) Zustände konzentriert und die vorbeugende Medizin vernachlässigt worden ist. Krankheit als Verlust des geordneten Lebensflusses Der Körper bleibt durch eine ständige, geordnete Veränderung (Fließgleichgewicht) gesund. Es ist bekannt, dass Menschen, die den Kontakt zu sich selbst und zu ihrer Lebensaufgabe verloren haben, häufiger und schwerer erkranken. Es scheint, dass dieser Kontakt tatsächlich eine wesentliche Quelle der Kraft, der Ordnung und der Gesundheit darstellt. Das Fliessgleichgewicht von Körper und Seele wird von vielen kleinen Verletzungen oder Stressoren oder auch einzelnen großen Traumata gestört. Diese Verletzungen können die Psyche betreffen, die Gefäßwand, die sich arteriosklerotisch verändert, oder das Gewebe, das irgendwann bösartig entartet. Können die Verletzungen nicht mehr repariert werden, entsteht ein Milieu, in dem sich Krankheitserreger ansiedeln. Das Zusammenspiel dieser Faktoren erzeugt zunehmend eine Gewebe- und Regulationsstarre. Entscheidend für die Erhaltung von Gesundheit und Schönheit ist es, ein Gleichgewicht von Schutzfaktoren und Risikofaktoren anzustreben und das natürliche Fließgleichgewicht von Körper, Geist und Seele zu fördern. Vieles, was wir Krankheit nennen, ist nur ein Versuch des Körpers, sein verloren gegangenes Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Abläufe im Körper sind äußerst komplex und vielschichtig. Es gibt eine solche Vielzahl von miteinander in Wechselwirkung stehenden Regelkreisen, dass oft im Vorfeld nicht erkennbar ist, welche Folgen es hat, wenn z.B. durch einen speziellen pharmazeutischen Wirkstoff nur an einem Punkt eingegriffen wird. Sowohl im Krankheitsgeschehen als auch durch punktuelle Eingriffe in den Organismus kann es zu Kettenreaktionen kommen, deren Ergebnis nicht vorhersehbar ist, da nicht alle Einflussfaktoren bekannt sind. Wichtig ist es daher, bei allen Behandlungen das Gesamtsystem im Auge zu behalten und die Krankheit möglichst ursächlich anzugehen. Diese an sich selbstverständliche Forderung lässt sich im Rahmen der immer weiter voranschreitenden Spezialisierung in der Medizin nur schwer verwirklichen. Moderne Erkenntnisse der Physik und anderer Naturwissenschaften wie der Quantenmechanik und der Chaosforschung zeigen, dass die mechanistische Betrachtung des Lebens nur einen kleinen Teilausschnitt der Wirklichkeit beschreibt. Der Laborversuch, bei dem äußere Einflüsse ausgeschaltet werden, bildet die Geschehnisse innerhalb eines lebenden Organismus nur unvollständig ab. Der Lebensprozess zeichnet sich dadurch aus, dass eine ständige Bewegung stattfindet, ein Fließen, ein sich Verändern und Umwandeln. Jede Stagnation des Lebensflusses führt zur Störung der Lebensvorgänge und so zu Krankheiten. Wir sind es viel zu wenig gewöhnt, den Körper als ein höchst dynamisches System zu betrachten. Krankheiten scheinen sozusagen aus heiterem Himmel zu kommen. Tatsächlich bereiten sich aber viele Störungen über einen längeren Prozess und über mehrere Stufen vor, die dem Kundigen bei einer Betrachtung der Zusammenhänge und genauer Diagnose auch deutlich werden. Es beginnt mit funktionellen Störungen ohne subjektive Beschwerden, dann werden die ersten Symptome bemerkbar. Im dritten Stadium zeigen sich Organschäden, die aber noch behoben werden können. Schließlich entsteht eine Dauerschädigung. Wir werden Ihnen in vereinfachter Form die wichtigsten Akteure und Geschehnisse im großartigen Schauspiel des Lebens vorstellen. So können Sie verstehen, wodurch Lebensprozesse erstarren und Krankheiten entstehen. Sie lernen, wie Sie optimal im Lebensfluss bleiben, der rhythmisch und harmonisch