Stress

Flüchten oder Kämpfen? Diese Frage hat sich für den Menschen im Laufe seiner Entwicklungsgeschichte so häufig gestellt, dass wir einen Alarmmechanismus entwickelt haben, um mit Gefahrensituationen angemessen umgehen zu können. Die Stressreaktion ist also ein Zeichen für die Dynamik unseres Organismus, der in Sekundenbruchteilen Kräfte mobilisieren kann, um eine Gefahr meistern zu können.

Diese an sich rettende Funktion wird uns zum Verhängnis, wenn wir die intensive Stoffwechselaktivität des Alarms nicht mehr körperlich ausagieren können, wie das in der modernen Industriegesellschaft der Fall ist. Der Anlass geht, aber die Spannung bleibt. Das was ursprünglich nur akut retten sollte, wird zur Dauerbelastung und führt bei Erstarrung zu einer dauerhaft erhöhten Grundspannung.

Denken Sie, dass ein Top-Manager mehr Stress hat als ein Kanalarbeiter? Dass ein 12-Stunden-Arbeitstag mehr erschöpft als ein Teilzeit-Job? – Irrtum! Die Wahrheit sieht anders aus: Der größte Stress wird nicht durch Leistungsdruck oder Zeitmangel ausgelöst. Vielmehr ist der entscheidende Faktor für die extreme Anspannung unseres Nervensystems das Gefühl, keinen Einfluss auf eine Situation zu haben oder die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren. Das beweist jetzt eine Langzeit-Studie aus England. In der Whitehall-Untersuchung wurden 20.000 Männer aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen 35 Jahre lang begleitet. Das Ergebnis war sehr überraschend: Mit Höhe des sozialen Status nahm die Lebensdauer zu und die Krankheitsrate ab. Die Sterblichkeit in der untersten Klasse war sogar dreimal so hoch wie in der höchsten.

Verantwortlich hierfür waren nicht so sehr klassische Risikofaktoren wie fettes Essen, Bewegungsmangel oder Rauchen. Die wichtigste Ursache war etwas viel Gefährlicheres: das unterschiedliche Erleben von Stress und der Umgang mit Stress. In der Stressforschung unterscheidet man zwischen Eustress (positivem Stress) und Disstress (negativem Stress). Während Eustress uns zu Spitzenleistungen anspornt und leistungsfähig und zufrieden macht, lähmt der Negativ-Stress.

stressniveau diagramme

Negativ-Stress entsteht durch Stressauslöser (Stressoren), die das Gefühl der Ohnmacht, des Kontrollverlustes, der völligen Überforderung, der existentiellen Bedrohung, der tiefen Kränkung, etc. erzeugen. Doch auch zu viel positiver Stress gefährdet die Gesundheit, wenn keine Ruhepausen eingelegt werden. Was passiert im Organismus eigentlich bei Stress?

Hören Sie auf das Alarmsystem Ihres Körpers!

Gehirn: Während akuter Stress das Gehirn zu Höchstleistungen ankurbeln kann, bewirkt eine ständige Anspannung das Gegenteil. Der Dauerbeschuss mit den Stresshormonen Adrenalin und Cortisol überflutet das Gehirn, Folge: Gedächtnisleistung, Konzentration und Lernfähigkeit nehmen ab. Symptome: Müdigkeit, Depressionen und Erinnerungslücken. Nach monatelangem Stress stirbt sogar ein Teil des Hippocampus – unsere Schaltzentrale für Lernen und Gedächtnis. Auch die Augen leiden unter dem Dauerstress. Brennen, Druckgefühl oder Fehlsichtigkeit sind die Folge.

Herz: Nichts bringt unseren Organismus mehr auf Touren als Stress: Der Blutkreislauf pumpt Extramengen Sauerstoff und Glucose-Treibstoff in den Körper. Folge: Herzschlag und Blutdruck erhöhen sich. Die Blutgefäße verengen sich. Jetzt zeigt eine neue US-Herzstudie: Langzeit-Stress erhöht das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, um das Dreifache.

Haut: Schon bei kleinsten Anzeichen von Stress reagiert die Haut oft mit Herpesbläschen und Entzündungen der Mundschleimhaut. Wunden heilen schlechter, wenn der Kranke unter Ängsten leidet. Stress ist auch ein Auslöser für Neurodermitis und Schuppenflechte.

Stress kann das Übergewicht fördern. US-Forscher fanden heraus: Chronisch Gestresste entwickeln einen enormen Appetit. Umgekehrt kann die Anspannung aber auch den Appetit verderben. Statistisch gesehen reagieren ca. 50% der Menschen auf Stress mit Appetit und 50 % mit Appetitverlust.

Stress löst Krebs aus. Dass der Mensch in Stressphasen an Widerstandskraft verliert, ist bekannt. Folge: Die Anzahl der körpereigenen Fresszellen, die Krebszellen vernichten sollen, nimmt in angespannten Situationen dramatisch ab.

Stress raubt Vitalstoffe und macht sauer. Wussten Sie, dass Ihr Organismus unter Stress viel mehr Vitalstoffe (Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente) verbraucht? B-Vitamine, Q10, Vitamin C und E, OPC das essentielle basische Anti- Stress-Mineral Magnesium und Kalium sollten unter Stress durch Nahrungsergänzungen auf jeden Fall zugeführt werden.

Was kränkt, macht krank.

Das Herz unterliegt den Einflüssen des vegetativen Nervensystems und wird durch die verschiedensten seelischen Stressoren geschädigt: Konflikte, Stress, Ärger belasten; Kummer „bricht das Herz“. Starke psychische Belastungen, schockierende Ereignisse, tiefe Kränkungen oder plötzliche Todesfälle geliebter Menschen belasten uns auf Dauer, wenn wir diese Erfahrungen nicht verarbeiten und die Kraft zu einem Neuanfang finden.

Alles was kränkt, macht krank. Menschen, die schwer getroffen wurden, können starke körperliche Reaktionen entwickeln: Sie bekommen u. U. innerhalb kurzer Zeit eine welke faltige Haut. Sie verlieren büschelweise Haare. Sie schlafen nicht mehr und haben Augenringe. Sie magern ab. Dies zeigt, dass die Erstarrung nicht immer nur ein allmählicher Prozess ist. Der Zusammenbruch des dynamischen Gleichgewichts kann sich auch äußerst schnell vollziehen. Heute ist wissenschaftlich erwiesen: Schocker-lebnisse oder tiefe Trauer können sogar das Zellgewebe plötzlich entarten lassen. Studien zeigen, dass intensive Stresserlebnisse vor allem das Brustkrebsrisiko erhöhen. Andererseits können Entspannungstechniken die Menge der Killerzellen erhöhen – und die Überlebenschance bei Krebspatienten drastisch verbessern.

Um so wichtiger ist es, sich bereits in gesunden und glücklichen Lebensphasen mit tieferen Fragestellungen auseinander zu setzen. Wer flach lebt, den schickt das Schicksal irgendwann in die Tiefe. Vergänglichkeit, Krankheit, Angst, Alter und Tod sind die verdrängten Themen in unserer Kultur. Wer das durchschaut und sich auf den Weg macht, ein eigenes Verhältnis zu diesen Realitäten, die ein Teil des Lebensprozesses sind, zu entwickeln, wird nicht plötzlich überrascht, wenn eine Krise kommt. Er findet in sich die Kräfte, die ihn erkennen lassen, dass in jedem Tod ein neuer Anfang wohnt.